Cholezystitis
Die Cholezystitis ist eine Erkrankung, die durch eine Entzündung der Gallenblase infolge ihrer Obstruktion (kalkulös) und einer Abflussstörung der Gallenflüssigkeit oder aus anderen Gründen (akalkulös bzw. steinlos) gekennzeichnet ist.
Klassifikation
Nach Verlauf der Erkrankung:
- akut;
- chronisch.
Nach Ätiologie:
- kalkulös (mit Steinen);
- akalkulös (ohne Steine).
Nach klinisch-morphologischer Form:
- katarrhalisch;
- phlegmonös;
- gangränös.
Nach Schweregrad:
- milder Verlauf (mäßige Entzündungserscheinungen in der Gallenblase);
- mittelschwerer Verlauf (Entzündungsdauer in der Gallenblase von über 72 Stunden, destruktive Veränderungen in der Gallenblasenwand);
- schwerer Verlauf (komplette Zerstörung der Gallenblase mit Anzeichen von Multiorganversagen).
Ätiologie und Pathogenese
Die Entzündung in der Gallenblasenwand entsteht durch Schadfaktoren.
Anhand der Auslösefaktoren unterscheidet man zwischen kalkulöser und akalkulöser (steinloser) Cholezystitis.
Die kalkulöse Cholezystitis entwickelt sich im Zusammenhang mit der Cholelithiasis, wenn ein Stein oder eine Gruppe von Steinen eine Obstruktion des Gallengangs oder des Gallenblasenhalses verursacht. Als Folge der Obstruktion steigt der intravesikale Druck, es kommt zu einer Verletzung der Gallenblasenschleimhaut, einer lokalen trophischen Störung in der Gallenblasenwand sowie zur Freisetzung von bioaktiven Substanzen und Entzündungsmediatoren.
Der bakterielle Faktor bei der Entwicklung einer Cholezystitis im Zusammenhang mit der Cholelithiasis wird nur in 50–75 % der Fälle festgestellt (gramnegativ: E. coli, Klebsiella spp., Pseudomonas spp., Enterobacter spp.; grampositiv: Enterococcus spp., Streptococcus spp.; Anaerobier: Clostridium spp.).
Die akalkulöse Cholezystitis entwickelt sich im Zusammenhang mit einer gestörten Kontraktilität der Gallenblase, einem hämatogenen Infektionsweg, systemischen Erkrankungen, Darminfektionen oder einer angeborenen Fehlbildung der Gallenwege (Choledochuszyste). Alle genannten Faktoren begünstigen die Entwicklung einer Entzündung in der Gallenblasenwand durch den gleichen Mechanismus wie bei der kalkulösen Cholezystitis.
Krankheitsbild
Die klinischen Erscheinungen der Cholezystitis sind vielfältig und umfassen folgende Syndrome: Schmerzsyndrom, Dyspepsie, Entzündungssyndrom, Peritonealsyndrom und mechanische Gelbsucht.
Das Schmerzsyndrom ist durch eine Gallenkolik gekennzeichnet. Der Anfall kann von allein oder durch die Einnahme von Spasmolytika verschwinden. Die Schmerzen sind intensiv und in der rechten Rippenbogengegend (Regio hypochondriaca) lokalisiert. Manchmal können die Schmerzen in angrenzende Regionen (Lenden- (Regio lumbalis), Schulterblatt- (Regio scapularis) oder Oberarmregion (Regio brachialis)) ausstrahlen. Mit der Erkrankungsprogression können die Schmerzen zunehmen und die Symptome einer Bauchfellreizung (peritoneal) auftreten.
Im Zusammenhang mit dem Schmerzsyndrom tritt Dyspepsie auf, die durch Übelkeit, Erbrechen und einen bitteren Geschmack im Mund gekennzeichnet ist. Das Erbrechen bringt in der Regel keine Erleichterung mit sich und kann einmal oder mehrmals auftreten.
Vom ersten Tag der Erkrankung an steigt die Körpertemperatur des Patienten/der Patientin auf subfebrile und mit der Erkrankungsprogression auf fiebrige Werte an.
Bei der körperlichen Untersuchung solcher Patienten/Patientinnen sollte man auf eine ikterische Farbe der Haut, Skleren und der Schleimhäute achten. Häufig kommt es zu einer Dunkelfärbung des Urins und einer Entfärbung des Stuhls. Diese Zustände treten im Zusammenhang mit einer Obturation (Verschluss) des hepatobiliären Systems durch Konkremente auf.
Diagnostik
Die Diagnostik der Krankheit umfasst klinische, laborklinische und instrumentelle Untersuchungsmethoden.
Zu den klinischen Untersuchungsmethoden gehören körperliche Untersuchung, Bestimmung von Körpertemperatur, Herzfrequenz (HF), Atemfrequenz (AF), Blutdruck (RR) und Bauchpalpation.
Laborklinische Untersuchungsmethoden: Blutbild, allgemeine Urinuntersuchung, biochemische Blutanalyse (Leberwerte, Entzündungsmediatoren, Elektrolythaushalt). Ist der Zustand des Patienten/der Patientin schwer, kann der Säure-Base-Haushalt bestimmt werden.
Instrumentelle Untersuchungsmethoden:
- Sonographie;
- Abdomen- und Thoraxübersichtsaufnahme;
- Computertomographie (CT);
- Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD).
Therapie
Es gibt konservative und chirurgische Methoden der Behandlung.
Zur Schmerztherapie: nicht steroidale Antiphlogistika zur parenteralen oder intramuskulären Verabreichung, Spasmolytika.
Zur Entgiftung und Wiederherstellung des Elektrolythaushalts: Infusionstherapie. Bei Anzeichen einer bakteriellen Infektion werden Antibiotika in Abhängigkeit von der Allergieanamnese des Patienten/der Patientin und unter Berücksichtigung der vermuteten Bakterienflora eingesetzt.
Bei positivem Ausgang der konservativen Therapie und unkompliziertem Verlauf der akuten Cholezystitis wird eine geplante Cholezystektomie durchgeführt. Bei Fehlen eines positiven Ergebnisses der konservativen Therapie und Fortschreiten der Erkrankung ist eine notfallmäßige Cholezystektomie angezeigt. Der optimale Zeitpunkt für einen chirurgischen Eingriff liegt zwischen 24 und 72 Stunden nach Ausbruch der Krankheit.
Zu den operativen Behandlungsmethoden gehören die laparoskopische Cholezystektomie oder die offene Cholezystektomie mittels Laparotomie (über einen oberen Medianschnitt oder über einen rechten Rippenbogenrandschnitt).










