Infektionskrankheiten des äußeren Ohres
Entzündliche Erkrankungen des äußeren Ohres beinhalten Infektionskrankheiten der Ohrmuschel und des äußeren Gehörgangs. In den Prozess werden Haut und darunter liegendes Gewebe (Haarfollikel, subkutanes Fettgewebe, Knorpel mit Knorpelhaut, in einigen Fällen auch tiefer liegende Bereiche).
Klassifikation
1. Infektionen der Ohrmuschel:
- Erysipel der Ohrmuschel
- Ohrmuschelperichondritis
- Herpesinfektion der Ohrmuschel
- Abszess der Ohrmuschel
2. Otitis externa:
- Furunkel des äußeren Gehörgangs (Stadium der Infiltration, Stadium der Abszessbildung)
- Bakterielle Otitis externa diffusa
- Otomykose (Aspergillus niger)
- Otomykose (Candida albicans)
- Herpesinfektion des äußeren Gehörgangs
- Otitis externa maligna, nekrotisierend
- Obturierende Keratose
Ätiologie
Als ätiologischer Faktor tritt bei der Entwicklung der Infektionen des äußeren Ohres gemischtes Flora (Bakterien, Viren, Pilze) auf; das Vorhandensein von prädisponierenden Faktoren wie Traumatisierung und Mazeration der Haut, lokale Reduktion des pH-Grades, verringerte Schwefelproduktion, allgemeine Reaktivitätsabsenkung des Organismus, organüberschreitende Pathologien (Stoffwechselstörungen), einschl. Immundefekte sind ebenfalls eine Voraussetzung. Unter den bakteriellen Krankheitserregern überwiegen Staphylokokken (Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus saprophyticus) und Streptokokken (β-hämolysiernde Streptokokken der Gruppe А), Escherichia coli, die schwerste Infektion wird durch Pseudomonasbakterium (Pseudomonas aeruginosa), proteusbakterien (Proteus mirabilis) und Klebsiellen verursacht. Die Erreger der Herpesinfektion sind Herpes simplex Typ 1 und Typ 3 (Varicella zoster). Bei Mykosen der Gehörgänge werden Candida albicans und Aspergillus niger ausgesondert.
Anatomie
Erysipel der Ohrmuschel (lat. Erysipelas) stellt eine Infektionserkrankung der Haut und des subkutanen Fettgewebes der Ohrmuschel (einschl. Ohrläppchen) dar. Das Läsionsgebiet reicht oft über die Ohrmuschel hinaus und erstreckt sich auf die Hals-, Schläfen- sowie Wangenregionen und ist durch eine Demarkationslinie vom gesunden Gewebe abgegrenzt. Dabei ist die Haut hyperämisch, infiltriert und glänzend, die Ohrmuschel ist stark ödematös, die nahe gelegenen Lymphknoten sind mitbetroffen, es entwickelt sich regionale Lymphadenitis. In einigen Fällen können sich auf der Haut Blasen mit serösem oder serös-hämorrhagischem Inhalt bilden, die sich anschließend öffnen und verkrusten.
Ohrmuschelperichondritis ist eine diffuse Entzündung der Knorpelhaut der Ohrmuschel, bei der die Haut betroffen ist und das Ohrläppchen intakt bleibt. In der Regel entwickelt sich diese Pathologie, wenn eine Infektion durch die verletzte Haut eindringt, oder bei der Vereiterung eines nicht drainierten Hämatoms oder Seroms der Ohrmuschel nach einem Trauma. In einigen Fällen kann die Entzündung die Komplikation einer Otitis externa sein. Lokal werden Hyperämie und inhomogene Infiltration der Ohrmuschel diagnostiziert, der Prozess breitet sich nicht weiter, auch nicht auf das Ohrläppchen aus.
Abszess der Ohrmuschel ist eine abgegrenzte Ansammlung von eitrigem Inhalt zwischen der Knorpelhaut und dem Ohrknorpel. Er entwickelt sich bei fehlender bzw. unzureichender Behandlung einer Perichondritis, bei einer Infektion des Ohrmuschelhämatoms sowie bei Vorliegen von Immundefekten. Bei einer hyperämischen und ödematösen Ohrmuschel findet sich eine Raumforderung mit eitrigem Inhalt, die Haut ist gespannt, ggf. mit Fluktuation.
Herpesinfektion der Ohrmuschel, des äußeren Gehörgangs stellt eine rezidivierende Hautläsion mit Herpesviren des Typs 1 oder 3 dar. Nach der Infektion mit Herpesvirus persistieren sie in Ganglienzellen latenter Phase (Remission), doch beim Bestehen einer Reihe von Faktoren (geschwächte Immunität, Stress, UV-Strahlung, Fortschreiten chronischer Erkrankungen) - kommt es zur Reaktivierung des Virus, der sich entlang der Nervenfasern mit Ausbruch von typischen Hauterscheinungen (Exazerbationsphase) verbreitet. Neben einem erythematösem geschwollenem Hautbild entstehen mehrere nassende Vesikel, die innerhalb von 2 bis 3 Tagen platzen und sich verkrusten. Nach einiger Zeit löst sich die Kruste ab und es kommt zum langsamen vollständigen Abheilen der Bläschen. Bei der Beschädigung der Vesikel und Krusten kann es zu bakterieller Infektion kommen, die das Krankheitsbild gravierender und den Verlauf länger macht. Bei der Affektion mit HSV Typ 1 (Herpes simplex) verbreiten sich die Bläschen und Erosionen chaotisch ohne eindeutige Lokalisierung. Bei Herpesvirus Typ 3 (Varicella zoster) kommt es bei der Erstinfektion zum typischen Bild der Windpocken, meistens im Kindesalter; nach einer langen Remissionsphase mit nachfolgender Reaktivierung des Virus entsteht Gürtelrose (Herpes zoster oticus). Ein großes Hautareal in der Projektion eines Nervs (Dermatom) ist betroffen – am häufigsten ist es der Nervus facialis – und es treten Lähmungen auf. Wenn das Ganglion geniculatum betroffen ist, entwickelt sich das Ramsay-Hunt-Syndrom, in seltenen Fällen kann sich der Prozess auf den Nervus trigeminus oder den Nervus vestibulocochlearis ausbreiten. Neben der Haut der Ohrmuschel und des äußeren Gehörgangs kann sich der Prozess entlang des Gesichtsnervs bis zum Trommelfell hin ausbreiten. In schweren Fällen befällt der Prozess das zentrale Nervensystem mit anschließender Meningitis und Enzephalitis. Bei Vorliegen einer Immunschwäche breitet sich das Herpesvirus überall aus und führt zu einer generalisierten Infektion, die schwer zu behandeln ist und häufig rezidiviert.
Furunkel des äußeren Gehörgangs (otitis externa circumscripta) ist die Entzündung eines Haarbalgs und des anliegenden Gewebes (Haut, subkutanes Fettgewebe, Fettdrüse). Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Haarfollikel im Gehörgang in der vorderen, knorpeligen Region befinden. Die Infektion erfolgt beim Säubern des Gehörgangs mit schmutzigen Händen oder durch die Verwendung improvisierter Hilfsmittel wie Büroklammern, Zahnstocher, Streichhölzer u.a. Dieser Infektionsprozess hat mehrere Stadien. In der 1. Phase (Stadium der Infiltration) wird die Haut im Entzündungsherd hyperämisch, es kommt zu einem ausgeprägten lokalisierten Ödem des Gehörgangs und starken Schmerzen, tiefe Abschnitte des Gehörgangs und des Trommelfells sind selten sichtbar, bleiben aber intakt Nach 2 bis 3 Tagen kommt es im Stadium der Abszessbildung zur eitrigen Einschmelzung des entzündeten Gewebes, wobei sich im Zentrum ein nekrotischer Kern bildet und eine Fluktuation sichtbar ist. Im Genesungsprozess wird die Zerfallhöhle durch Narbengewebe ersetzt.
Die bakterielle Otitis externa diffusa sind entzündliche Veränderungen der Haut des äußeren Gehörganges. Nach zeitlichem Verlauf werden akute und chronische Otitis externa (über 6 Wochen) unterschieden. Der entzündliche Prozess entwickelt sich bei Traumatisierung oder Mazeration der Haut, Kratzen der Haut mit Fremdkörpern, Reduktion des pH-Grades und Atrophie der Zeruminaldrüsen. Anfälliger für diese Krankheit sind Personen mit gestörtem Kohlenhydratstoffwechsel und Schwimmer, da sich letztere lange Zeit in einer feuchten Umgebung aufhalten. Ein Sonderfall ist die Otitis externa als Folge einer Mittelohrpathologie, bei der der eitrige Inhalt permanent auf die Haut des äußeren Gehörganges gelangt und zum Fortschreiten des Prozesses beiträgt. Bei einer stark hyperämischen Haut kommt es zum ausgeprägten Ödem des subkutanen Fettgewebes, vorrangig im membranös-knorpeligen Teil des Gehörganges, mit reichlichem eitrigem Exsudat und abgeschuppter Epidermis. Bei einer besonders starken Schwellung haften die Wände des Gehörgangs aneinander, das Lumen verschließt sich vollständig und die tieferen Abschnitte und das Trommelfell sind gar nicht zu sehen. In einigen Fällen erstrecken sich die Veränderungen auf das Trommelfell, wobei es sich verdickt, mazeriert und mit abgeschuppter Epidermis und eitrigem Ausfluss bedeckt ist. Der chronische Verlauf ist durch ein leichteres Erscheinungsbild gekennzeichnet. Sofern organüberschreitende Nebenpathologien bestehen und der allgemeine Immunstatus reduziert ist kann die Krankheit zu einer malignen Otitis externa fortschreiten.
Als Otomykose bezeichnet man eine durch die Pilze Candida albicans, Aspergillus niger verursachte Hautentzündung des äußeren Gehörganges. Dies sind opportunistische Krankheitserreger, die beim Zusammenwirken mehrerer Faktoren eine Erkrankung hervorrufen. Die Pilzinfektion dringt ein und breitet sich aus, indem eine Traumatisierung der Haut stattfindet, u.a. mit Wattestäbchen oder anderen improvisierten Hilfsmitteln zur Reinigung des Gehörgangs. Ständige Feuchte im Lumen des Gehörganges, gestörter Stoffwechsel (Diabetes mellitus), unkontrollierte lokale Anwendung von Medikamenten mit antibakterieller oder hormoneller Komponente, die zur Entwicklung einer Dysbiose der Haut des äußeren Gehörgangs führen, begünstigen die Entwicklung der Krankheit. Es finden sich im Lumen des Gehörganges Ablagerungen von charakteristischer Farbe und Konsistenz bei bestehendem geringem Ödem und Hauthyperämie. Bei Candida-Albicans-Befall (Kandidose) bilden sich an der Oberfläche reichliche weiße krümelige Ablagerungen. Der Erreger Aspergillus niger zeichnet sich durch die Bildung eines dünnen, brüchigen schwarzen Films aus, und das Pilzmyzel ist unter Vergrößerung zu erkennen. Die Haut ist nach der Entfernung des pathologischen Inhalts gereizt und mazeriert.
Nekrotisierende Otitis externa maligna (Osteomyelitis der Schädelbasis) ist eine Entzündung des äußeren Gehörganges, bei dem sich der Prozess auf die Haut und das tiefliegende Gewebe (Knochen, Knorpel, Schädelnerven, Ohrspeicheldrüse) ausbreitet. Die Krankheit stellt eine Komplikation der Otitis externa bei Patienten mit Immundefekten, unkorrigierter Diabetes mellitus, onkologischen Erkrankungen sowie bei älteren Personen dar. Als Ursache werden meistens Pseudomonas aeruginosa oder MRSA (Methicillin-resistant Staphylococcus aureus) identifiziert, die sich über natürliche Öffnungen (Incisurae Santorini) im Knorpelbereich des äußeren Gehörganges entlang der Schädelbasis bis zur Foramen jugulare ausbreiten und Mastoiditis, Osteomyelitis des Schläfenbeins sowie Hirnnervenentzündung verursachen. Typische Zeichen der Entzündung sind Nekrose des Knochen- und Knorpelgewebes, Erosionen, Ulzera mit Bildung des Granulationsgewebes im Lumen des äußeren Gehörganges, wobei das Trommelfell intakt bleibt.
Obturierende Keratose stellt eine entzündliche Veränderung der Haut des äußeren Gehörganges durch übermäßige Produktion von epidermalen Schwefelmassen mit Verstopfung seines Lumens dar. Die Verstopfung verursacht Ödem und sekundäre bakterielle Infektion der Haut im Läsionsgebiet. Nach der Entfernung des pathologischen Inhalts wird verdickte und verhornte Haut sichtbar.
Klinik
Typische Symptome einer Erysipel der Ohrmuschel sind lokale Veränderungen und ausgeprägtes Allgemeinsymptomatik. Bei febrilen Körpertemperaturen sind Schwäche, Kopfschmerzen und manchmal Erbrechen die Hauptbeschwerden. Lokal finden sich ausgeprägte Hyperämie und Ödem der Ohrmuschel einschl. Ohrläppchen, in einigen Fällen übergreift der Prozess auch anliegende Bereiche (Hals, retroaurikuläre und Wangenregion), der betroffene Bereich ist vom gesunden Gewebe deutlich abgegrenzt.
Bei der Palpation ist die Haut stark schmerzhaft, heiß und glänzend. Regionale Lymphknoten sind vergrößert, schmerzhaft, fest und von anderem Gewebe abgegrenzt.
Die Ohrmuschelperichondritis zeichnet sich durch typische allgemeine Veränderungen aus, die Haut wird hyperämisch und ungleichmäßig ödematös in der Projektion des Ohrmuschelknorpels, dabei breitet sich der Prozess nie auf das Ohrläppchen und die angrenzenden Bereiche aus. Die Ohrmuschel ist sehr schmerzhaft mit nagenden anfallsartigen Schmerzen, wobei der retroaurikuläre Bereich intakt bleibt. Allgemeines Krankheitssymptome ist nicht typisch, in seltenen Fällen kommt es zu subfebrilen Temperaturen. Bei fehlender adäquater Therapie kann sich der Prozess tiefer ausbreiten mit Entwicklung eines Abszesses der Ohrmuschel. Als Ausgang der Krankheit, auch bei entsprechender Behandlung, ist eine narbenbedingte Verformung der Ohrmuschel, das sog. „Blumenkohlohr“ möglich.
Der Abszess der Ohrmuschel, wie bereits erwähnt, entwickelt sich infolge einer Verletzung der Ohrmuschel. Der Prozess zeichnet sich durch Spannung, Schmerzhaftigkeit und Verformung der Ohrmuschel, meistens im Bereich der Fossa triangularis und der Scapha aus und geht mit den Allgemeinsymptomen wie Schwäche, Fieber, Kältegefühl einher. Die Abszesshöhle mit eitrigem Inhalt ist von einer Kapsel umgeben, vorgewölbt, fluktuiert bei Palpation und kann eine erhebliche Dimension erreichen, sodass das Lumen des äußeren Gehörganges nicht mehr sichtbar wird. Bei fehlender Therapie kann sich der Abszess innerhalb von 3 bis 4 Tagen von selbst öffnen und entleeren.
Die Herpesinfektion, die durch HSV-1 verursacht wurde, zeichnet sich durch lokale Veränderungen im Läsionsgebiet aus. Bei einer Exazerbation erscheint auf der hyperämischen Haut reichlicher vesikulärer Ausschlag mit ausgeprägtem Juckreiz, üblicherweise ohne Schmerzerscheinungen. Innerhalb der 2 bis 3 Tage platzen die Vesikel mit Herausbildung von Erosionen, die verkrusten. Am 5. bis 7. Tag löst sich die Kruste ab und es kommt zum Abheilen der Haut. Allgemeinsymptome sind nicht typisch, selten kommt es zu subfebrilen Temperaturen und Kopfschmerzen einige Tage vor dem eigentlichen Ausschlag. Diese Form der Herpesinfektion neigt zu häufigen Rezidiven. Herpes zoster, oder Gürtelrose, durch Varicella zoster hervorruft, unterscheidet sich etwas in ihrem Krankheitsbild. Wie schon vorher erwähnt, ist dies die Zweitmanifestation nach erfolgter Erstinfektion (Windpocken) und tritt meist bei älteren Personen sowie Patienten mit Immundefekten auf. Bei einer Exazerbation beginnt die Krankheit mit ausgeprägtem Juckreiz, Brennen und akuten pulsierenden Schmerzen in betroffenen Arealen, wo sich dann die typischen Hauteffloreszenzen entwickeln. Es können auch fibrile Körpertemperaturen, Kältegefühl und Kopfschmerzen auftreten. Lokale Veränderungen werden innerhalb von 2 bis 3 Tagen sichtbar, auf hyperämischem Grund bilden sich Vesikel, die sich entlang des betroffenen Nervs eines bestimmten Dermatoms ausbreiten und sich verschmelzen können. Der Prozess ist stets einseitig, manchmal sind mehrere angrenzende Dermatome betroffen. Starker Juckreiz und ausgeprägte Schmerzhaftigkeit bleiben bestehen, in einigen Fällen kommen Ängstlichkeit und Schlaflosigkeit hinzu, bedingt durch den Juckreiz kommt es oftmals zum Kratzen des Ausschlags, wonach sich hämorrhagische Krusten bilden und bakterielle Infektion zusätzlich erscheint. Innerhalb von 5 bis 7 Tagen platzen die Vesikel mit Herausbildung von Erosionen, die dann verkrusten und nach einigen Tagen sich ablösen. Hier können sich Depigmentationsstellen bilden. Für Herpes zoster ist postherpetische Neuralgie typisch, bei der Schmerzen entlang des betroffenen Nervs mehrere Monate und in seltenen Fällen mehrere Jahre lang erhalten bleiben. Ramsay-Hunt-Syndrom zeichnet sich durch typische klinische Symptome der Läsion des Ganglion geniculatum des Nervus facialis aus. Bei diesem Syndrom weisen die Patienten außer spezifischem herpetischem Ausschlag des äußeren Ohres bei ausgeprägten Schmerzen auch eine Fazialisparese bzw. -lähmung auf, die oft mit Schwindelgefühl und Beeinträchtigung des Geschmackssinnes an den vorderen 2/3 der Zunge (durch die Affektion der Chorda tympani) einhergeht. Patienten beschweren sich auch über Lautheitsüberempfindlichkeit (Hyperakusie) an der betroffenen Seite (Parese des Musculus stapedius, der vom gleichnamigen Nerv, einem der Äste des Nervus facialis, innerviert wird). Fazialisparese verläuft nach dem peripheren Typ – es kommt zur Schwäche der mimischen Gesichtsmuskeln an der betroffenen Seite, weitere Symptome sind verstirchene Nasolabialfalte, herabhängende Augen- und Mundwinkel, unvollständiger Lidschluss und Tränenträufeln.
Furunkel des äußeren Gehörgangs zeichnet sich durch ausgeprägte nagende Ohrenschmerzen aus, die nachts sowie bei Palpation der Ohrmuschel, beim Kauen und Druck auf den Tragus stärker werden. Die Schmerzen erstrecken sich auf die Schläfenregion, das Kiefergelenk, die Zähne und die Halsregion und betreffen in einigen Fällen die gesamte Kopfhälfte. Hinzu kommen die Allgemeinsymptome wie Fieber bis zu febrilen Werten, Kältegefühl, übermäßige Müdigkeit, Schwäche. Es entwickelt sich regionale Lymphadenitis. Seitens des Gehörganges sind lokale Veränderungen wie Rötung und Ödem der Haut, Obturation des Gehörganges typisch, dabei wird das Trommelfell unsichtbar. Es kommt zur Hörminderung durch Schallleitungsstörung, die Patienten beschweren sich über das verstopfte Gefühl und Tinnitus im betroffenen Ohr sowie Autophonie. In einigen Fällen, bei der Lokation des Furunkels in den oberen hinteren Regionen begleitet vom ausgeprägten Ödem und Hyperämie der retroaurikulären Region sowie Knorpelverlagerung entsteht ein Krankheitsbild der Mastoiditis, was einer ausführlichen Differentialdiagnose bedarf. Beim Übergang zum Stadium der Abszessbildung kommt es zur eitrigen Einschmelzung des Gewebes und Herausbildung einer Zerfallhöhle, dabei werden Schmerzen pulsierend und weniger ausgeprägt. In einer Reihe von Fällen öffnet sich der Furunkel von selbst innerhalb von 5 bis 7 Tagen, der eitrige bzw. hämorrhagisch-eitrige Inhalt wird aus dem Gehörgang abgestoßen, die Schmerzen lassen nach und das Hörvermögen wird wiederhergestellt.
Bei der bakteriellen Otitis externa diffusa geben Patienten Hörminderung und Tinnitus im betroffenen Ohr, reichlich eitriges fötides Exsudat, Kauschmerzen und Tragusdruckschmerz an, beim Ziehen der Ohrmuschel kann der Schmerz in den Oberkiefer irradiieren, wobei eine Otoskopie häufig erschwert ist. Der pathologische Prozess entwickelt sich rasch, innerhalb von wenigen Stunden. Die Allgemeinsymptome kommen selten hinzu, es kann zu subfebrilen Temperaturen innerhalb der ersten Tage sowie regionaler Lymphadenitis kommen.
Die Otomykose ist eine rezidivierende Erkrankung, die oft in eine chronische Form übergeht. Sie zeichnet sich durch ausgeprägten Juckreiz und pathologisches Sekret aus, das aus dem äußeren Gehörgang abgesondert wird. Manchmal verletzen Patienten die Haut mit Wattestäbchen bei der Reinigung des Gehörgangs sowie beim Kratzen wegen dem Juckreiz, wodurch im Lumen ein Pfropf gebildet wird, der zur Hörminderung durch Schallleitungsstörung führt. Schmerzen und Allgemeinsymptome sind sehr selten und kommen eher am Anfang der akuten Phase der Erkrankung vor.
Die nekrotisierende Otitis externa maligna zeichnet sich klinisch durch ausgeprägte Ohrenschmerzen, die nachts stärker werden, sowie Kopfschmerzen an der betroffenen Seite aus. Die Erkrankung imponiert durch fötide eitrige Sekretion, im weiteren Verlauf kommt es zur Offenlegung des Knochengewebes. Eine Hörminderung bei Ausbruch des Prozesses erfolgt durch Schallleitungsstörung wegen einer Obturation des Gehörgangs mit dem pathologischen Exsudat, es kann aber im weiteren Verlauf die neurosensorische Komponente hinzukommen, da der Nervus vestibulocochlearis mitbetroffen ist. Die Affektion des Nervus facialis imponiert durch dessen periphere Parese bzw. Lähmung (Gesichtsassymmetrie, herabhängender Augen- und Mundwinkel, verstrichene Nasolabialfalte, Tränenträufeln). Es entwickelt sich regionale Lymphadenitis, anliegende Lymphknoten sind geschwollen, fest und schmerzhaft, die Haut kann auch mitentzündet sein. Allgemeinsymptome sind eher selten.
Diese Infektion kann lebensbedrohlich werden, da es oft zu gefährlichen Komplikationen wie Sepsis, Sinusvenenthrombose, Hirnabszess, Meningoenzephalitis kommt.
Bei obturierender Keratose geben Patienten ständige Ohrschmerzen, die beim Ziehen an der Ohrmuschel und Druck auf den Tragus stärker werden, Hörminderung durch Schallleitungsstörung sowie Tinnitus an der betroffenen Seite an. Bei einer Otoskopie finden sich epidermale Schwefelpfropfe, die das Lumen des Gehörganges verschließen, oft mit der Haut verwachsen und sehr schmerzhaft zu entfernen sind.
Diagnostik
Für Diagnosestellung muss die Anamnese der Erkrankung präzisiert sowie deк Läsionsbereich einschl. otoskopisch untersucht werden. Zur Bestimmung des Entzündungsgrades und des Blutzuckergehalts wird Blut für allgemeine Blutprobe und klinische Chemie abgenommen, bei der Ausscheidung von Exsudat erfolgt dessen Kulturtest zum Erregernachweis und Sensibilitätstest gegenüber antimikrobiellen Substanzen. Zur Bestimmung der viralen Infektion werden PCR-Test, ELISA oder Serumuntersuchung eingesetzt. Bei Komplikationen sind CT und MRT angezeigt, zusätzlich können Blutkultur und Lumbalpunktion erfolgen.
Für Patienten mit einer malignen Otitis externa sind Schläfenbein-CT, kraniale MRT, Sonographie der Ohrspeicheldrüsen, neurologische Beratung zur Beurteilung der Hirnnervenfunktion, mikrobiologische Untersuchung des Exsudats mit Resistenzbestimmung, Biopsie des betroffenen Gewebes, Kontrolle von Laborwerten, Erstellung eines Glukoseprofils, HIV-Statusbestimmung sowie ggf.
Lumbalpunktion und ggf. 99m-Technetium- oder Gallium-67-Szintigrafie angezeigt.
Therapie
Bei der Behandlung der Infektionen der Ohrmuschel (außer Herpesinfektion) werden meistens systemische Antibiotika-Therapie, peroral bzw. parenteral nach Ermessen des Arztes eingesetzt. Mittel der ersten Wahl sind Antibiotika der Penicillin-Gruppe, die kombiniert mit Chinolon-Antibiotika verordnet werden können; aufgrund der mikrobiologischen Ergebnisse erfolgt eine Therapieanpassung. Lokal wird der Affektionsbereich mit Antiseptika mit trocknender Wirkung behandelt. Der Abszess der Ohrmuschel wird chirurgisch eröffnet, was für den Abfluss des Eiters sorgt, und ein Drain angelegt. Danach erfolgt die Anlage eines aseptischen Verbandes mit täglichem Verbandwechsel, bis kein pathologisches Exsudat mehr rauskommt. In der Heilungsphase kommen regenerierende Wundheilmittel zum Einsatz.
Zur Therapie der Herpesinfektion werden antivirale Mittel wie Aciclovir, Valaciclovir und Famciclovir (Mittel der Wahl) verordnet.
Zur Bekämpfung von Symptomen dienen Antihistaminika, NSAR, Infusionstherapie, in Extremfällen kommen auch Glukortikoide hinzu. Lokal wird der betroffene Bereich mit Antiseptika mit trocknender Wirkung behandelt. Die Therapie des Schmerzsyndroms einschl. postherpetischer Neuralgie erfolgt mit Metamizol, Gapapentin, Pregabalin, trizyklischen Antidepressiva, in schweren Fällen sind Opioidanalgetika (Tramadol, Morphin) angezeigt.
Bei den Otitis externa ist meistens Lokaltherapie angezeigt. Effektiv sind kombinierte Mittel in Form von Lösungen mit antibakteriellen Stoffen, Hormonen und Analgetika. Bei ausgeprägtem Ödem werden Streifen in den Gehörgang eingelegt und 3 bis 5 Mal pro Tag mit dem Arzneimittel getränkt, sodass das Mittel tiefer eindringen kann. Danach fällt der Streifen heraus und die Therapie kann frei in den Gehörgang gelangen. Bei ausgeprägtem Schmerzsyndrom sind Analgetika angezeigt. Regelmäßige Reinigung des äußeren Gehörganges mit antiseptischen Lösungen bzw. trockene Versorgung sind empfohlen. Furunkel im Stadium der Abszessbildung sind chirurgisch zu versorgen. Unter lokaler Betäubung erfolgt die chrurgische Inzision über dem Furunkelherd mit Revision. Mit antiseptischen Lösungen wird nekrotisches Gewebe entfernt, danach wird ein Drainage und anschließend ein aseptischer Verband angelegt, der täglich gewechselt wird. Systemische antimikrobielle Therapie ist bei einem schweren Krankheitsverlauf angezeigt oder in Fällen, wenn lokale Behandlung nicht effektiv ist. Zur Behandlung der Pathologien des äußeren Gehörganges sind Arzneimittel in Form von Lösungen empfohlen, da durch Salbeneinlegung Propfe aus Salbe, Schwefel, Haaren und abgeschuppten Epithelzellen gebildet werden sowie keine Lüftung des Gehörganges erfolgt, was in einer verzögerten Heilung sowie Wiederauftreten der Infektion resultieren kann. Nach der akuten Schmerzbehandlung ist pH-Reduktion im äußeren Gehörgang mit Essig- bzw. Borsäure zur Reinfektionbekämpfung empfohlen. Wichtig zu wissen ist, dass Otitis externa beim Vorhandensein von prädisponierenden Faktoren entstehen, die für ein positives Behandlungsergebnis auszuschließen sind. Zur Prävention einer Schwimmer-Otitis muss darauf geachtet werden, dass Wasserreste mit Fön oder mit einigen Tropfen Alkohol, die das Ohr gründlich austrocknen, aus dem Gehörgang entfernt werden.
Bei der Therapie der Otitis externa mycotica (Otomykose) erfolgt zuerst eine mechanische Entfernung des pathologischen Exsudats aus dem Lumen des äußeren Gehörganges, die betroffene Region wird trocken versorgt, wonach lokale Antimykotika angelegt werden. Für eine erfolgreiche Therapie dieser Infektionen sind kombinierte Mittel zu vermeiden, die antibakterielle bzw. hormonelle Bestandteile enthalten. Das Lumen des Gehörganges darf nicht mit Watte bzw. Streifen verschlossen werden, damit kein Treibhauseffekt mit anschließendem Rezidiv entsteht.
Die Behandlung der malignen Otitis externa erfolgt immer unter stationären Bedingungen, und in einigen Fällen auf einer Intensivstation. Vor dem Erregernachweis ist erfahrungsgemäße Antibiotika-Therapie mit Chinolon-Antibiotika und Penicillinen angezeigt, wonach eine Therapieanpassung nach den Ergebnissen der Erregerbestimmung erfolgt. Die betroffene Region wird mit aseptischen Lösungen lokal versorgt, es erfolgt regelmäßiger Verbandwechsel mit Bakteriziden und Steroiden, ggf. werden nektorische Bereiche im Gesunden exzidiert. Der Blutzuckergehalt wird auch stets entsprechend angepasst.
Bei der Behandlung der obturierendeт Keratose werden zunächst die pathologischen Substanzen aus dem Lumen des Gehörganges meist mechanisch entfernt. Davor ist eine entsprechende Betäubung des Patienten für ein besseres Ergebnis anzuwenden; in manchen Fällen wird auch Narkose eingeleitet. Nach der Reinigung des Lumens erfolgt lokale Therapie mit kombinierten Mitteln, die antibakterielle Stoffe und Hormone enthalten. Zur Rezidivprophylaxe sind den Patienten rechtzeitige Reinigung des Gehörganges durch den HNO-Arzt sowie regelmäßige Einträufelung der 3-prozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung in den Gehörgang empfohlen.










