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Infektionskrankheiten der äußeren Nase

Inhaltsverzeichnis
Klassifikation Ätiologie Anatomie Klinik Diagnostik Therapie

Diese Gruppe beinhaltet Hauterkrankungen der äußeren Nase mit dem äthiologischen Faktor bakterielle Infektion und Bestehen von prädisponierenden Faktoren. Das Läsionsgebiet sind Haut, Haarfollikel, subkutanes Fettgewebe, wobei die Schleimhaut intakt bleibt. 

Klassifikation 

1. Nasenfurunkel: 

  • Stadium der Infiltration 
  • Stadium der Abszessbildung 

2. Sonstige Erkrankungen:

  • Sykose des Nasenvorhofs 
  • Nasenekzem 
  • Erysipel der Nase 

Ätiologie 

Am häufigsten sind es bakterielle Erreger, die diese Erkrankungen hervorrufen, u.a. Staphylokokken (Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus saprophyticus) und Streptokokken (β-hämolysiernde Streptokokken der Gruppe А). Infektionen entwickeln sich beim Bestehen einer Reihe von Faktoren wie Hautverletzung (Schürfungen, Risse, Mazerationen) und allgemeine Reaktivitätsabsenkung des Organismus. Bei Stoffwechselstörungen (begleitende Diabetes mellitus) und Immundefekten ist ein äußerst schwerer Krankheitsverlauf zu erwarten.

Nasenekzem entwickelt sich beim Bestehen mehrerer Voraussetzungen – Hautmazeration durch pathologisches Exsudat (Vorhandensein einer chronischen Infektion der Nasenhaupthöhle bzw. Nasennebenhöhlen), Kontaktallergie und organüberschreitende Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus, atopische Dermatitis, Nahrungsmittelallergie, Schilddrüsenerkrankungen).

Anatomie 

Nasenfurunkel ist eine eintrig-nekrotische Läsion eines Haarfollikels, der Talgdrüse und des umgebenden Gewebes (subkutanes Fettgewebe, Haut). Betroffen sind dabei die Spitze, Flügel und Vorhof der Nase sowie die Oberlippenregion. Dabei ist zu beachten, dass sich die Läsion immer auf die Haut beschränkt und die Schleimhaut der Nase nie betroffen ist (da sie keine Haarfollikel hat). Bei der Läsion mehrerer Haarfollikel innerhalb eines Bereichs spricht man von einem Karbunkel. Die Furunkelentwicklung wird in Stadium der Infiltration, Stadium der Abszessbildung und Heilungsstadium gegliedert. Im ersten Stadium kommt es zu lokaler Infiltration, Verdichtung und Hyperämie der Haut an der entzündeten Stelle, zentral findet sich der Haarschaft. Nach einigen Tagen geht der Prozess in das zweite Stadium über mit der Bildung von eitrigem Inhalt mit Einschmelzung von Gewebe und Fluktuation, der sich manchmal von selbst öffnet. Bei der Abheilung wird der Läsionsbereich mit Bindegewebe gefüllt. Bei schwerem Verlauf können sich ernste Komplikationen wie Sinus-cavernosus-Thrombose, Hirnabszess und Sepsis entwickeln, die tödlich sein können. Die Grundlage der Pathogenese bildet eine Infizierung entlang des Venenabflusses vom Nasenvorhof über die Vena angularis und Vena ophthalmica zum Sinus cavernosus mit anschließender Herausbildung eines Thrombus. 

Für eine Sykose des Nasenvorhofs (Follikulitis) ist die Affektion ausschließlich von meist mehreren Haarfollikeln im Bereich des Nasenvorhofs oder an der Oberlippe typisch; dabei bleibt das anliegende Gewebe intakt. Auf der hyperämischen und infiltrierten Haut im behaarten Bereich bilden sich mit Eiter gefüllte Pusteln, die innerhalb von 2 bis 3 Tagen platzen und verkrusten.

Ein Nasenekzem stellt eine epidermale Läsion dar und hat mehrere Stadien. Am betroffenen hyperämischen Hautbereich bilden sich Papeln und Vesikel, die sich innerhalb einiger Tage öffnen mit Abfluss von serösem Exsudat. Nach 1 bis 2 Tagen verkrustet der Läsionsbereich, die Kruste löst sich von selbst ab, manchmal mit der Bildung von Depigmentationsstellen auf der Haut. 

Erysipel der Nase (lat. Erysipelas) stellt eine Infektionserkrankung der Haut und des subkutanen Fettgewebes mit Beteiligung der anliegenden Lymphgefäße und Lymphknoten dar. Die Haut wird hyperämisch, heiß, der betroffene Bereich ist scharf begrenzt, manchmal bilden sich seröse oder serös-hämorrhagische Bläschen auf der Haut. Die anliegenden Lymphknoten sind vergrößert. 

Klinik 

Für den Nasenfurunkel im Stadium der Infiltration ist ausgeprägte Schmerzhaftigkeit an der Entzündungsstelle typisch (innerhalb von 1 bis 2 Tagen wird die Haut pulsierend und wölbt vor), die Haut ist hyperämisch und das anliegende Gewebe ödematös. Es können die Allgemeinsymptome wie Schwäche, Kopfschmerzen, Temperaturerhöhung bis zu febrilen Werten, regionale Lymphknotenvergrößerung hinzukommen. Nach 2 bis 3 Tagen geben Patienten beim Übergang zum Stadium der Abszessbildung wesentliche Verbesserung des Allgemeinzustandes an, die Schmerzen gehen zurück und, wie bereits erwähnt, kann der eitrige Kern platzen und sich selbst entleeren, wobei viel eitriges bzw. eitrig-hämorrhagisches Exsudat aus der Wunde herauskommt und die Allgemeinsymptome rückläufig werden. Die Abheilung erfolgt unter der Bildung einer kleinen Narbe. Bei Komplikationen wie Sinus-cavernosus-Thrombose kann die Klinik anders sein, die Allgemeinsymtome werden immer gravierender, Patienten geben ausgeprägte pulsierende Kopf- und Augenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Sehminderung an, es kann auch zu Krämpfen und Bewusstseinsverlust kommen. Lokale Erscheinungen erstrecken sich auf die Augenhöhlenregion und sind begleitet von Exophthalmus, Chemose, Ptose an der betroffenen Seite. 

Sykose des Nasenvorhofs zeichnet sich durch Juckreiz und Brennen an der betroffenen Stelle, die Haut kann gespannt und etwas schmerzhaft sein. Die Haut ist schwach hyperämisch, es finden sich einzelne nässende Stellen. Danach bilden sich Krusten um den Haarschaft herum, die häufig gekratzt werden, was eine Chronifizierung des Prozesses mit Rezidiven und Remissionen verursachen kann. Selten verschlimmert sich die Allgemeinsymptomatik, die Körpertemperatur steigt auf 38-38,5°C, hinzu kommen Schwäche und regionale Lymphknotenvergrößerung. 

Für Nasenekzem ist eher ein chronischer Verlauf typisch. In der akuten Phase kommt es zu starkem Juckreiz und ausgeprägter Schmerzhaftigkeit der betroffenen Stelle. Die Vesikel platzen und die Haut wird nass, darauf bilden sich juckende Krusten. Die Haut wird derb mit einem deutlicheren Muster. Durch den starken Juckreiz beschweren sich manche Patienten über Schlaflosigkeit. 

Die Symptome des Erysipel der Nase sind scharf abgegrenzte Rötung und Ödem der Haut (Demarkationslinie), hochgradige Berührungsempfindlichkeit, die Haut ist überwärmt, die Rötung hat manchmal ein Schmetterlingmuster mit Affektion der Nasen- und Wangenregion beiderseits. Bei serösen bzw. serös-hämorrhagischen Bläschen platzen diese von selbst mit Herausbildung nässender Flächen, die dann verkrusten. Für Erysipel sind akute Allgemeinsymptome mit Fieber bis zu 39–40°C, Kältegefühl, ausgeprägter Schwäche, Kopfschmerzen und ggf. Erbrechen besonders typisch. Innerhalb von 7 bis 10 Tagen unter adäquater Behandlung wird der Prozess rückläufig. In einigen Fällen sind Komplikationen wie Sinus-cavernosus-Thrombose und Sepsis möglich. 

Diagnostik 

Die Diagnose erfolgt anhand der klinischen Untersuchung des betroffenen Bereichs. Laborwerte wie Blutbild (Leukozytenzahl, Differntialblutbild) und klinische Chemie (CRP, Glucosespiegel) kommen zum Einsatz. Zur Erregeridentifizierung und Resistenztestung werden Blutkulturen des Wundexsudats und Gewebes unbedingt eingesetzt. Bei Komplikationen sind CT und MRT angezeigt, zusätzlich können Blutkultur und Lumbalpunktion erfolgen. Zur Äthiologiebestimmug des Nasenekzems können auch Allergietests erfolgen. 

Therapie 

Bei mildem Verlauf (Furunkel und Sykose) ist die Behandlung vorwiegend lokal. NSAR- und Antibiotikasalben werden eingesetzt sowie aseptische Versorgung der Herde innerhalb von 5 bis 7 Tagen bis zum Rücklauf der Symptomatik. Effektiv ist auch physikalische Therapie, u.a. UV-Strahlung. Beim Fortschreiten des Prozesses (Übergang ins Stadium der Abszessbildung) ist chirurgische Versorgung – Spaltung und Ausräumung des Eiterherdes an dessen am größten vorgewölbten Stelle mit Anlage einer Drainage sowie aseptischem Verband angezeigt. Postoperativ erfolgt regelmäßiger Verbandwechsel bis zur vollständigen Abheilung der Wunde. In einigen Fällen erfolgt nach Ermessen des Arztes (wenn lokale Therapie nicht effektiv ist, bei schwerem Allgemeinzustand sowie verzögertem Rücklauf von Symptomen) eine antibiotische Abdeckung per os innerhalb von 5 bis 7 Tagen mit Resistenznachweis. In der Abheilungsphase kommen regenerierende Wundheilmittel zum Einsatz. Bei Komplikationen ist notfallmäßige stationäre Aufnahme angezeigt. 

Grundlage der Ekzembehandlung ist auch lokale Therapie, in der akuten Phase sind Glukokortikoid-Salben angezeigt, bei einer Hautinfektion kommen kombinierte Antibiotikamittel hinzu. Die Haut wird regelmäßig mit aseptischen Lösungen versorgt. Zur Linderung des Juckreizes und der resultierenden Hautverletzung werden Antihistaminika per os und in manchen Fällen auch Beruhigungsmittel verordnet. In der Abheilungsphase (Bildung von Krusten und Schuppen) werden Wundheilungssalben und Feuchtigkeitsmittel aufgetragen. In der Remissionsphase muss die Haut gut befeuchtet sein, damit es zu keiner Exazerbation kommt. Wichtig ist zu beachten, dass Exzem eine polyätiologische Erkrankung ist und die Behandlung von Komorbiditäten eine Voraussetzung für ihre erfolgreiche Abheilung ist. 

Bei Erysipel ist Antibiotika-Therapie (Mittel der Wahl sind Penicilline mit Anpassung anhand des Erregernachweises), peroral oder parenteral – abhängig von der Schwere des Zustandes – angezeigt, da die Erkrankung zu Rezidiven neigt und einige ernste Komplikationen entwickeln kann. Lokal erfolgt antiseptische Versorgung des betroffenen Bereichs sowie physikalische Therapie mit UV-Strahlung.